Einmalanlage oder Sparplan: Welche Strategie bringt mehr Rendite?
Bildnachweis: KI-generiert mit Midjourney
Einmalanlage: Der große Renditehebel bei größeren Summen
Verfügst du plötzlich über eine größere Summe Geld – etwa durch eine Erbschaft, einen Immobilienverkauf oder einen Lottogewinn – stellt sich schnell die Frage: Wie investiere ich dieses Geld richtig? Viele Finanzberater raten in solchen Fällen dazu, die Summe in kleinen Raten über einen längeren Zeitraum zu investieren. Begründet wird das mit dem sogenannten Cost-Average-Effekt, der angeblich Risiken minimiert und für ruhige Nerven sorgt. Doch was ist wirklich dran an dieser Strategie? Und bringt eine Einmalanlage am Ende nicht doch mehr?
Dieser Artikel zeigt dir anhand konkreter Praxisbeispiele, welche Strategie sich in der Vergangenheit als erfolgreicher erwiesen hat – und welche Überlegungen du bei der Geldanlage mit größeren Beträgen unbedingt anstellen solltest.
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INHALT:
Konkrete Zahlen: Wie schneidet die Einmalanlage im Vergleich ab?
- Zahlen lügen nicht: Die Einmalanlage schlägt den Sparplan
- Zweite Vergleichsphase: Mitten in die Krise hinein
- Einmalanlage punktet doppelt – und was das für dich bedeutet
- Opportunitätskosten nicht vergessen: Was passiert mit dem Rest des Geldes?
Fakten statt Bauchgefühl: Warum du als Anleger alle Zahlen kennen solltest
Du willst Klarheit über deine Einmalanlage?
Was versteht man unter Cost-Average-Effekt und was verspricht er?
Der Cost-Average-Effekt (zu Deutsch: Durchschnittskosteneffekt) besagt, dass du bei regelmäßigem Kauf von Fonds oder Aktien über einen längeren Zeitraum hinweg zu unterschiedlichen Kursen einkaufst. Mal ist der Kurs höher, mal niedriger. Die Idee dahinter: Durch das Schwanken der Kurse glättet sich der durchschnittliche Einstiegspreis und du reduzierst dein Risiko.
Viele Banken und Berater nutzen dieses Argument, um Anleger von einer sofortigen Einmalanlage abzuhalten. Die Angst vor einem falschen Einstiegszeitpunkt, bei dem die Kurse direkt nach dem Kauf fallen, wird dabei bewusst genutzt.
Doch die entscheidende Frage lautet: Was bringt dir das am Ende wirklich?
Der klassische Beratungsmoment: Einmalanlage oder doch lieber Cost-Average?
Stell dir vor, du erhältst plötzlich eine größere Summe Geld – sagen wir 100.000 Euro. Du bist nicht sicher, was du mit dem Geld machen sollst, also gehst du zu deiner Bank oder deinem Finanz- oder Vermögensberater.
Die Botschaft, die du dann hörst, klingt in etwa so: „Stellen Sie sich vor, wir investieren die 100.000 Euro heute. In den nächsten Wochen oder Monaten könnte der Markt fallen – plötzlich sind aus den 100.000 Euro nur noch 90.000 Euro, vielleicht 80.000 oder sogar 75.000. Das wollen Sie doch sicher nicht erleben, oder?“
Klar, der Gedanke, einen Großteil der Summe direkt zu verlieren, macht Angst. Die Lösung, die dann oft vorgeschlagen wird, klingt vernünftig: „Lassen Sie uns die Summe aufteilen. Statt einer Einmalanlage investieren wir über Zeit – mithilfe des sogenannten Durchschnittskosteneffekts, auch bekannt als Cost-Average-Effekt.“
Was bedeutet das konkret?
Die 100.000 Euro werden nicht auf einmal investiert, sondern aufgeteilt – etwa auf 36 gleichmäßige Raten. Oder 24. Oder 60. Die genaue Anzahl ist flexibel. Die Argumentation des Beraters dazu ist fast immer dieselbe: „So kaufen Sie mal zu einem höheren Kurs ein, mal zu einem niedrigeren. Durch diesen Durchschnitt über die Zeit streuen Sie Ihr Risiko. Sie vermeiden, genau am Hochpunkt zu investieren – und das lässt Sie ruhig schlafen.“
Das klingt erstmal logisch – zumindest emotional. Schließlich fühlt sich die gestückelte Investition „sicherer“ an. Aber wird das Ganze auch in Zahlen durchgerechnet? Leider fast nie.
Denn was in der Beratung selten gezeigt wird: Ob sich die Einmalanlage im Vergleich zur zeitlich gestreckten Investition tatsächlich schlechter entwickelt hätte, lässt sich anhand historischer Daten analysieren. Natürlich kann niemand in die Zukunft schauen – aber die Vergangenheit liefert klare Indizien.
Konkrete Zahlen: Wie schneidet die Einmalanlage im Vergleich ab?
Um die Theorie mit belastbaren Zahlen zu untermauern, habe ich ein reales Rechenbeispiel erstellt – basierend auf einem Fonds, mit dem ich in der Praxis regelmäßig arbeite. Aus rechtlichen Gründen nenne ich hier weder WKN noch ISIN, denn es geht nicht um Produktempfehlungen, sondern um Prinzipien und Entscheidungsgrundlagen.
Ich habe aus meinem Portfolio exemplarisch einen Fonds ausgewählt und zwei konkrete Zeiträume analysiert. Die Frage: Wie hätte sich eine gestaffelte Investition über einen Sparplan im Vergleich zu einer Einmalanlage tatsächlich entwickelt?
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Schauen wir uns zunächst den Zeitraum vom 15. Mai 2013 bis zum 15. Mai 2016 an – also exakt drei Jahre. Das Modell: Die Summe von 100.000 Euro wird nicht auf einmal investiert, sondern gleichmäßig über 36 Monate verteilt, also mit einer monatlichen Rate von ca. 2.778 Euro.
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Das Ergebnis: Der Anleger hätte über diesen Zeitraum einen Wertzuwachs von 7.166 Euro erzielt. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 4,84 %. Das Endvermögen am Ende der drei Jahre würde somit 107.166 Euro betragen – auf Basis eines klassischen Sparplans.
Zahlen lügen nicht: Die Einmalanlage schlägt den Sparplan
Sehen wir uns nun an, wie sich dieselbe Summe von 100.000 Euro in Form einer Einmalanlage entwickelt hätte – ebenfalls im Zeitraum vom 15. Mai 2013 bis zum 15. Mai 2016. Der Anleger entscheidet sich nach einem Beratungsgespräch dazu, nicht zu zögern, sondern sofort die gesamte Summe zu investieren – also „all in“. Wie hätte sich das ausgewirkt?
- Das Ergebnis: 22.529 Euro Wertzuwachs. Das entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von 7,12 %. Das Endvermögen beläuft sich somit auf 122.529 Euro. Damit liegt die Einmalanlage in diesem Szenario deutlich vor dem Sparplan, der im selben Zeitraum nur auf 107.166 Euro kam.
Zweite Vergleichsphase: Mitten in die Krise hinein
Um die Aussagekraft zu erhöhen, habe ich ein weiteres Szenario durchgerechnet: den Zeitraum vom 15. Juli 2018 bis zum 15. Juli 2021 – also genau die Phase, in der auch der Corona-Crash stattfand. Theoretisch ein ideales Umfeld für den Cost-Average-Effekt, denn in der Krise kann besonders günstig nachgekauft werden.
Was zeigt der Vergleich?
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Sparplan: Bei gleichbleibender monatlicher Rate von 2.778 Euro über 36 Monate wurde ein Zuwachs von 30.768 Euro erzielt. Das entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von 19,03 %, das Endvermögen liegt bei 130.768 Euro.
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Einmalanlage: Hätte der Anleger am 15. Juli 2018 direkt die vollen 100.000 Euro investiert, läge sein Zuwachs bei 35.843 Euro, was einer durchschnittlichen Rendite von 10,86 % pro Jahr entspricht. Das Endvermögen: 135.843 Euro.
Einmalanlage punktet doppelt – und was das für dich bedeutet
In beiden Zeiträumen hat die Einmalanlage den Sparplan geschlagen – teils deutlich. Natürlich ist jedes Marktumfeld individuell. Und ja, es gibt theoretische Phasen, in denen ein Sparplan durch günstige Durchschnittskurse punktet. Doch viele Simulationen, die ich in den letzten Jahren gemeinsam mit meinen Kundinnen und Kunden durchgeführt habe – oft bei sechs- bis siebenstelligen Summen – zeigen ein klares Bild: Wer langfristig investiert und das Kapital zur Verfügung hat, fährt mit einer Einmalanlage häufig besser.
Denn während der Cost-Average-Effekt oft als Risikostreuung verkauft wird, bringt er nicht zwangsläufig die bessere Rendite. Im Gegenteil: Wer sein Geld über Monate oder Jahre verteilt investiert, verschenkt in vielen Fällen Performance – vor allem in steigenden Märkten.
Opportunitätskosten nicht vergessen: Was passiert mit dem Rest des Geldes?
Ein wichtiger Aspekt, der in vielen Beratungsgesprächen komplett unter den Tisch fällt, ist das Thema Opportunität – also die Frage: Was passiert eigentlich mit dem Geld, das (noch) nicht investiert wird?
Gehen wir vom vorherigen Beispiel aus: Du hast 100.000 Euro zur Verfügung. Entscheidest du dich für den Sparplan, fließen monatlich etwa 3.000 Euro in den Kapitalmarkt. Doch was passiert mit den restlichen rund 97.000 Euro, die vorerst unangetastet bleiben? Dieses Kapital liegt in der Regel ungenutzt auf dem Konto – und verliert in der aktuellen Geldpolitik durch Inflation kontinuierlich an Wert. Klar, man könnte darüber nachdenken, das Geld zwischenzuparken, beispielsweise in einem Geldmarktfonds oder Tagesgeldprodukt. Doch mal ehrlich: Ist das wirklich eine renditestarke Lösung? Meiner Erfahrung nach: Nein. Die Renditechancen, die du durch eine sofortige Einmalanlage hättest, können durch solche Zwischenlösungen selten aufgeholt werden. Genau hier zeigt sich die Schwäche des Durchschnittskosteneffekts in der Praxis: Während du langsam einsteigst, verpasst du möglicherweise entscheidende Kursgewinne – und das nur, um vermeintliche Risiken zu vermeiden. Deshalb mein Rat: Triff eine rationale und konsequente Entscheidung.
Am Ende zählt nicht das Bauchgefühl, sondern das Ergebnis – und das spricht in vielen historischen Fällen eine klare Sprache zugunsten der Einmalanlage.
Fakten statt Bauchgefühl: Warum du als Anleger alle Zahlen kennen solltest
Die Beispiele zeigen es deutlich: In beiden Szenarien lag die Einmalanlage vor dem Sparplan. Zwei von zwei Mal hat sich der sofortige Einstieg in den Markt als renditestärker erwiesen. Das bedeutet nicht, dass das immer so sein muss – andere Zeiträume, andere Fonds oder andere Marktphasen können zu anderen Ergebnissen führen. Aber: Diese Auswertung muss dir ein seriöser Finanz- oder Vermögensberater aufzeigen können. Erst dann kannst du als Anleger wirklich fundierte Entscheidungen treffen – und genau darum geht es doch bei deinem Geld, oder?
Renditeunterschiede mit Langzeitwirkung
Im ersten Beispiel lag der Unterschied zwischen Einmalanlage und Sparplan bei über 15.000 Euro. Im zweiten Szenario waren es immerhin noch rund 5.000 Euro – obwohl du in der Pandemiezeit besonders günstig nachgekauft hättest. Trotzdem: Die Einmalanlage hat auch hier deutlich besser abgeschnitten. Und diese scheinbar "kleinen" Unterschiede wirken langfristig enorm – Stichwort: Zinseszinseffekt.
Versteckte Informationslücken in der Beratungspraxis
Was mich in der Praxis immer wieder erstaunt: Gerade bei größeren Anlagesummen wird dieses Thema von vielen Bankberatern und Vertriebsvermittlern schlicht ignoriert. Dabei hast du als Kunde ein Anrecht auf vollständige, transparente Informationen. Wenn dir jemand diese Zahlen nicht liefert, dann solltest du konsequent sein und dir einen kompetenteren Ansprechpartner suchen. Denn: Wie willst du eine rationale Entscheidung treffen, wenn du nur die halbe Wahrheit kennst?
Ich sage es immer wieder: „Quäl die Zahlen lange genug, und sie sagen dir die Wahrheit.“ Das gilt für alle Finanzprodukte. Du kannst sie auseinandernehmen, durchrechnen, simulieren – und bekommst belastbare Ergebnisse. Nur: Viele Berater in der Branche beherrschen genau das nicht. Sie können dir bunte Produktbroschüren erklären, aber die tiefgreifende Analyse fehlt oft.
Du willst Klarheit über deine Einmalanlage?
Wenn du gerade eine größere Summe zur Verfügung hast – aus einer Erbschaft, einem Verkauf oder einem Gewinn – und nicht weißt, wie du sie strategisch investieren sollst, dann nutze das honorarfreie Erstgespräch mit mir. Ich habe in den letzten Wochen mehrere Gespräche mit Anlegern geführt, die sechs- oder siebenstellige Beträge investieren wollten – ja, sogar ein Lottogewinner war dabei. Das Honorar, das ich für meine Beratung bekomme, ist im Verhältnis zu deinem Investitionsvolumen eine vernachlässigbare Größe – eine Investition in deine finanzielle Sicherheit. Denn wie heißt es so treffend: „Was du heute nicht bezahlst, zahlst du morgen mit Fehlern.“
Bleibe klug, planbar, renditestark und rational investiert. Bis zum nächsten Mal,
dein Sven Stopka.
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