Rückblick: Häufige Fehler beim Vermögensaufbau

Lesezeit: 4 min
05. August 2022

Als unabhängiger Finanzberater ziehe ich heute Bilanz nach etwas mehr als dem ersten Halbjahr. Welches Fazit lässt sich aus den bisherigen Beratungen zum Vermögensaufbau gewinnen? Über welche Hindernisse stolpern meine Mandanten und wo werden immer wieder dieselben Fehler gemacht, wenn es um den Vermögensaufbau geht?

Lasse uns gemeinsam zurückblicken auf 7 Monate Kundenberatung im Bereich Vermögensaufbau. Das Jahr 2022 ist etwas mehr als die Hälfte rum und ich möchte dir aufzeigen, welche Fehler immer wieder gemacht werden und wie du diese vermeiden kannst.

Die 4 häufigsten Fehler meiner Mandanten beim Vermögensaufbau

Ich habe hier die 4 häufigsten Fehler zusammengestellt, die ich bei meinen Mandanten immer wieder erkenne. Wenn du für das Alter vorsorgen und Vermögen aufbauen möchtest, dann prüfe, ob du dich hier eventuell wiedererkennst. Wahrscheinlich ist es noch nicht zu spät, diese Fehler zu korrigieren.

1. Verlass auf die gesetzliche Altersvorsorge

Ein Fehler, der beim Vermögensaufbau überdurchschnittlich oft gemacht wird, ist der Verlass auf die gesetzliche Altersvorsorge. Die ausgewiesene Rente ist eine Bruttorente. Das vergessen leider viele. Hier gehen also noch Steuern von ab. Ebenso gehen noch Sozialversicherungsbeiträge für Kranken- und Pflegeversicherung ab. Diese werden in den nächsten Jahren vermutlich massiv steigen. Wir verzeichnen einen demografischen Wandel in Deutschland. Das bedeutet, wir haben immer mehr ältere Menschen, die höhere Kosten verursachen. Auf der anderen Seite gibt es immer weniger, die in das Sozialsystem einzahlen. Die Folge: Es muss also Leistung rausgestrichen werden oder die Beiträge müssen steigen. Die gesetzliche Rente ist demnach nicht ausreichend, wenn man für das Alter Vermögen aufbauen möchte.

2. Undurchsichtige Versicherungsprodukte

Viele beschäftigen sich nicht ausreichend mit den Produkten, die sie im Bereich Altersvorsorge und Vermögensaufbau kaufen. Meine Mandanten haben oft haufenweise Anlage- und Versicherungsprodukte, die irgendwas mit dem Thema „Rente“ zu tun haben. Diese Produkte waren irgendwann mal Trend oder wurden ihnen „angedreht“. Häufig wird hierbei mit der Angst der Menschen gespielt, die Rente reiche im Alter nicht aus und man soll dringend aufstocken. Die Produkte im Einzelnen werden aber häufig leider nicht verstanden. Sie kommen mit versteckten hohen Kosten und oft leider leeren Versprechungen daher. Für den Vermögensaufbau sind daher oft sogar kontraproduktiv.

3. Hohe Schulden, keine Liquidität, kein Vermögensaufbau

Neben deinen Kreditraten und den Altersvorsorgebeiträgen solltest du berücksichtigen, dass du eine gewisse Liquidität beibehalten solltest. Du solltest imstande sein, kurzfristig eingreifen zu können, wenn unvorhersehbare Ereignisse dies erfordern. Auf der anderen Seite solltest du zusehen, dass du dich entschuldest, denn sonst wird nach hinten raus schwierig, Vermögen aufzubauen. Hier ist zwischen sinnvollen und weniger sinnvollen Schulden zu unterscheiden. Gute Schulden sind beispielsweise Kredite für Immobilien. Allerdings gilt dies für vermietete Immobilien und nicht für das Eigenheim. Beim Eigenheim ist auf die sogenannte Wohlfühlrate zu achten. Du solltest dich hier nicht übernehmen. Eine monatliche Kreditrate von 1.400 bis 1.800 € bei einem Einkommen von 2.500 bis 3.000 € netto liegt außerhalb der Wohlfühlzone. Sollte es zu unvorhersehbaren Ereignissen kommen, kann es heikel werden.

Wie in der Mode jagen viele immer wieder den neuesten Altersvorsorgeprodukt-Trends hinterher. Ich habe selbst jahrelang Versicherungsprodukte angeboten. Wenn ich mich zurückerinnere, fing alles an mit fondsgebundenen Rentenversicherungen an. Dann kamen 2-Topf-Hybride, 3-Topf-Hybride und Indexpolicen. Der gemeinsame Nenner all dieser Produkte: Es geht immer darum, dir ein Produkt an die Hand zu geben, das in den nächsten Jahren Umstellungen mit sich bringt. Auch irrsinnige sogenannte Kleinst-Produkte, die mit 50 bis 60 € Fixkosten im Jahr daherkommen, wenn der monatliche Beitrag bei rund 30 € liegt. Das sind zwei Monatsbeiträge für die Fixkosten. Es kommen Kapitalanlagekosten hinzu, eventuelle Ratenzahlungszuschläge, Abschlusskosten für Dynamiken, et cetera. In Relation gesehen ist das komplett unwirtschaftlich in Bezug auf deinen Vermögensaufbau.

4 Tipps für einen nachhaltigen Vermögensaufbau

1. Mache eine Inventur

  • Schnappe dir deine Ordner mit Versicherungs- und Altersvorsorgeprodukten und deine kompletten Kontobestände. Erstelle dir eine Liste mit den monatlichen Beiträgen und deinem aktuellen Guthaben.
  • Prüfe, welche Kapitalbestände du bisher aufgebaut hast. Was hast du von deinem Einkommen zur Seite gelegt und was hast du daraus gemacht? Nehme auch deine Ausgaben unter die Lupe. Wofür gibst du in regelmäßigen Abständen Geld aus und wo könntest du Einsparungen vornehmen? Vielleicht zahlst du für das Fitnessstudio, was du seit Monaten nicht mehr besuchst. Muss es unbedingt eine teure Rate fürs Auto sein oder geht es vielleicht auch eine Nummer kleiner?
  • Wie viel hast du von deinem Nettoeinkommen wirklich langfristig zur Seite gelegt? Ich empfehle immer, mindestens 10 % von deinem Nettoeinkommen langfristig in gute Investmentprodukte zu stecken. So kannst du Vermögen aufbauen und hast unter Umständen noch einen kleinen Kapitalstock, an den du zur Not rangehen kannst. Lasse den Zinseszinseffekt für dich arbeiten, um dein Vermögen zu vermehren.

2. Miste Produkte aus, die dich am Vermögensaufbau hindern

Ziehe Bilanz, ob deine Altersvorsorge-Produkte wirklich sinnvoll sind oder ob sie dir ein Verlustgeschäft eingefahren haben. Häufig stellt sich leider heraus, dass nach 15 bis 20 Jahren gerade einmal die eingezahlten Beiträge enthalten sind. Von einer attraktiven Rendite ist aber weit und breit nichts zu sehen. Wenn man die Inflation berücksichtigt, stehen viele sogar vor einem Negativgeschäft.

Prüfe also akribisch, ob es sinnvoll ist, weiter in deine laufenden Altersvorsorge-Produkte zu investieren. Vielleicht hindern sie dich eher daran, Vermögen für das Alter aufzubauen.

3. Dein Finanzplan zum Vermögensaufbau

Das Thema Finanzplan kann ich nicht oft genug ansprechen. Es geht hier darum, Etappenziele zu setzen, die es dir erleichtern, deinen Fokus zu wahren. Wenn du weder Finanzplan, noch Ziel hast, woher willst du wissen, dass du mit dem, was du tust, langfristig und sinnvoll Vermögen aufbaust? Dein Finanzplan ist dein Navigationsgerät auf der Reise zu einem erfolgreichen Vermögensaufbau. Wohin möchtest du in den nächsten Jahren mit deinem Kapital? Wenn du kein Ziel hast, wirst du herumirren. Du wirst ohne Sinn und Verstand Versicherungsprodukte abschließen und kannst nie nachhalten, ob du auf dem richtigen Weg bist.

4. Keine Vertragsänderungen ohne fachkundige Beratung

Bitte ändere oder kündige deine Verträge für die Altersvorsorge nie ohne eine Expertenmeinung. Wende dich optimalerweise an einen Honorarberater, der nicht für den Verkauf von Produkten bezahlt wird, sondern für seine Dienstleistung. Wenn du zu einem Provisionsberater gehen solltest, sei dir bitte darüber im Klaren, dass dieser darauf hinarbeitet, neue Produkte zu verkaufen, damit er eine Provision erlösen kann. Ein Honorarberater hingegen wird dir eine Rechnung für die beanspruchte Zeit stellen. Dort bekommst du zu 99 % eine fachkundige Meinung und eine reine Wissensdienstleistung zum Thema Vermögensaufbau.

Das war mein Rückblick und Fazit aus meinen Beratungen im ersten Halbjahr. Ich hoffe, du kannst etwas aus den Fehlern meiner Mandanten lernen und berücksichtigst meine Tipps zum langfristig sinnvollen Vermögensaufbau. Wenn du dich erst einmal mit diesen auseinandergesetzt hast, wird dir durchaus an der einen oder anderen Stelle ein Licht aufgehen.

Ich freue mich sehr über eine Rezension zu meinem Podcast. Wenn du in Dialog mit mir gehen möchtest, komme doch gerne in die geschlossene Facebook-Gruppe „Vermögensaufbau abseits der Masse“. Empfehle meine Kanäle gerne weiter, denn meine Mission ist es, ein erweitertes Bewusstsein zu den Themen Finanzen, Vermögensaufbau und Altersvorsorge zu schaffen.

Vielen Dank, dein Sven Stopka.

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