Noch 14 Jahre bis zur Rente: Wie planst du deinen Vermögensaufbau sinnvoll?

Lesezeit: 5 min
24. August 2022

Worauf solltest du achten, wenn du deinen Vermögensaufbau planen möchtest und noch in etwa 14 Jahre bis zum Rentenbeginn hast? Mein Mandant ist Anfang 50 und möchte in gut 14 Jahren mit seiner Frau in Rente gehen. Er tritt mit der Frage an mich heran, wie er seinen Vermögensaufbau sinnvoll angehen soll, worauf dabei zu achten ist und welche Stolpersteine es möglicherweise gibt.

3 erste Schritte zur Planung deines Vermögensaufbaus

3 erste Schritte empfehle ich dir und meinem Mandanten, die zu Anfang erledigt werden sollten, wenn es um deinen Vermögensaufbau ab 50 geht.

1. Erstelle eine Übersicht aller Ansprüche

  • Trage alle Rentenansprüche zusammen. Gesetzliche Ansprüche, vom Arbeitgeber im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge, von Versorgungswerken oder auch von den öffentlichen Versorgungskassen.
  • Trage alle Kapitalansprüche zusammen. Welche Bausparverträge, Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, Bausparverträge, et cetera hast du abgeschlossen?

*Achtung: Alle Zahlen, die du dort findest, sind Bruttowerte!

Bei einzelnen Verträgen oder Auszahlungen können noch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge abgehen. Dazu befrage bitte deinen Steuerberater.

2. Tatsächlicher Bedarf im Rentenalter

Wie viel Vermögen musst du aufbauen, um deinen tatsächlichen Bedarf im Rentenalter decken zu können? Diese Summe gilt es zu ermitteln. Momentan hast du eventuell noch Kinder im Haushalt, zahlst das Haus ab und hast entsprechende Ausgaben. Wie sieht das ab Rentenbeginn aus? Was solltest du auf dem Konto haben, um entsprechend gut leben zu können? Beachte dabei, dass dieser Wert immer der heutigen Kaufkraft entspricht.

Du hast ab hier noch 14 Jahre Inflation gegen dich laufen. 2.000 € monatliche Rente haben in 14 Jahren nicht mehr dieselbe Kaufkraft, wie heute, sondern weniger. Möchtest du später dieselbe Kaufkraft zur Verfügung haben, ist dieser Wert entsprechend aufzustocken.

Und du kannst auch ab Rentenbeginn keinen Antrag auf Befreiung der Inflationsrate stellen. Die Inflationsrate ist auch während der Rentenphase zu berücksichtigen. Das ist ein häufiger Fehler, der in Beratungen gemacht wird. Die Inflation wird zwar von Beginn des Vermögensaufbaus bis zum Rentenbeginn berechnet, aber danach bleibt die Inflation oft unberücksichtigt.

3. Berücksichtigung der Lebenserwartung beim Vermögensaufbau

Über wie viele Jahre möchtest du später deine Rente beziehen? Diesen Wert gilt es, zu kalkulieren und festzulegen. Keiner von uns mag bestimmen, wie er lange leben kann und möchte. Wir wissen aber, irgendwann ist unser Leben zu Ende.

  • Prüfe also dein familiäres Umfeld. Wie lange leben die Menschen im Durchschnitt? Plane hinten durchaus einen ordentlichen Puffer ein, denn besser du hast letztlich mehr, als zu wenig zur Verfügung. Wenn du deine Lebenserwartung zu kurz kalkulierst und dein Vermögen am Ende verbraucht ist, fehlt dir jeden Monat etwas.
  • Prüfe, welche Verbindlichkeiten gegebenenfalls später noch in der Rentenphase vorhanden sind. Wird dein Haus zum Rentenbeginn abbezahlt sein oder nicht? Wenn die Abtragung mit in die Rentenphase übergeht, ist dieser Wert bei der Berechnung zu berücksichtigen.

3 Lösungsansätze für den Vermögensaufbau

Ich möchte dir drei mögliche Lösungsansätze zum Vermögensaufbau an die Hand geben, über die du dir Gedanken machen kannst.

1. Vermögensaufbau mit Immobilien

Immobilien sind eine gute Möglichkeit, Vermögen aufzubauen. Die Immobilienpreise in Deutschland sind allerdings sehr stark gestiegen, insbesondere in den Ballungszentren.

Es ist also teilweise mit sehr hohen Kaufpreisen zu rechnen. Bedeutet, du hast mehr Eigenkapital einzubringen oder jeden Monat eine höhere Belastung zu tragen. Es stellt sich die Frage, ist das Ganze wirtschaftlich sinnvoll für deinen Vermögensaufbau? Zu der monatlichen Rate an die Bank, kommen Hausgelder und Rücklagen hinzu, die du aufbauen musst.

Ich persönlich würde vom Thema Immobilien, bei 14 Jahren Laufzeit bis zur Rentenphase, aktuell persönlich Abstand nehmen. Es ist jedoch nicht unmöglich, ein wahres Schnäppchen zu finden, bei dem es sich lohnt, einzusteigen.

2. Vermögensaufbau über Rentenversicherungen

Bei einer Rentenversicherung wird dir von Vornherein eine monatliche Rente vom Versicherer zugesagt. Hier muss im Einzelfall ebenfalls geprüft werden, ob das wirtschaftlich sinnvoll für deinen Vermögensaufbau ist. Ich persönlich finde Rentenversicherungen eher nachteilig. Warum? Versicherungen sind Wirtschaftsunternehmen, die Gewinn machen möchten. Je nachdem, was du für einen Vertrag erwischst, kann das durchaus sehr nachteilig für dich sein. Der Abschluss einer solchen Versicherung ist außerdem mit sehr hohen Kosten verbunden.

Rechenbeispiel zum Vermögensaufbau über eine Rentenversicherung

Ich habe exemplarisch ein Angebot eines bekannten Anbieters durchgerechnet, dessen Namen wir mal unbeachtet lassen. Nehmen wir an, du investierst monatlich 500 € und einmalig, zu Beginn, 25.000 €.

  • Schließt du einen Provisionsvertrag ab, bekommst du monatlich 400 € Rente oder letztlich 102.100,12 € Kapital. Wir gehen von 5 % Nettorendite aus.
  • Schließt du einen Honorarvertrag bei diesem Anbieter ab, bekommst du 436 € monatlich an Rente oder 111.100,13 € Kapital, sprich knapp 10 % mehr. Insgesamt hast du jedoch 109.000 € eingezahlt.

Du bekommst 5 % Nettorendite in Aussicht gestellt, aber am Ende kommen nur 0,22 % effektiv bei dir an.

Wenn wir diese 111.000 € durch 436 Monate dividieren, kommst du auf 254 Monate. Das heißt, du müsstest die Rente 21 Jahre und 3 Monate beziehen, um auf den Break-Even zu kommen.

Woher kommt die Differenz von rund 9.000 €? Bei diesem Vertrag werden Abschlusskosten von 3.176 € anfallen. Ab dem 6. Jahr kommen insgesamt 120 € pauschale Kosten hinzu, zuzüglich 306 €. Das macht jährlich 426 € Kosten. Und der Versicherer berechnet nochmal 4,80 € pro 1.000 € Guthaben.

Ich möchte hier keine Hetze gegen Provisions- oder Honorarmodelle betreiben. Es ist nur klarzustellen, dass solch ein Vertrag recht hohe Kosten beinhalten kann, über die man sich nicht immer direkt im Klaren ist.

Der größte Nachteil zum Vermögensaufbau über eine Rentenversicherung

Ein weiterer entscheidender Nachteil ist, dass das Kapital zu Rentenbeginn in den Deckungsstock des Versicherers übergeht. Ein Großteil der Anbieter verkauft zu Rentenbeginn alle Fondsanteile und nimmt das Geld in den Deckungsstock mit auf. Somit kann sich dein Vermögen am Kapitalmarkt nicht mehr vermehren. Bei einer weiteren Lebenserwartung von 15 bis 25 Jahren solltest du den Zinseszinseffekt für dich arbeiten lassen. Diese Chance nimmt dir leider meistens der Versicherer und damit fällt auch deine Rente entsprechend geringer aus. Beim Investmentdepot hast du den entscheidenden Vorteil, dass du über die komplette Laufzeit am Kapitalmarkt investiert bleibst und sich dein Geld vermehren kann.

Stelle dir die Frage, ob du am Ende des Tages die Wette unter wirtschaftlichen Aspekten gewinnen kannst. Ich persönlich halte nichts von Rentenversicherungen. Wenn du aber eine gewisse Sicherheit beim Aufbau deines Vermögens brauchst, kannst du natürlich gerne auf eine Versicherung zurückgreifen.

3. Vermögensaufbau über Investmentdepots

Zuerst etwas vernachlässigt, aber aktuell sehr stark nachgefragt, sind Investmentdepots beim Thema Vermögensaufbau.

  • Diese kannst du bei vielen Depotbanken kostenfrei online eröffnen und hast mit relativ überschaubaren Kosten zu rechnen.
  • Mit einem Investmentdepot bist du vollkommen flexibel, was die Beiträge betrifft. Auch flexibel ist die Auswahl der Fonds. Der größte Vorteil ist jedoch, du kannst die Rentenauszahlung später selbst bestimmen.

Du solltest dir allerdings darüber im Klaren sein, dass am Ende des Kapitals noch viel Leben übrig sein kann.

Zu Rentenbeginn machst du dann aus dem Einzahlprozess einen monatlichen Auszahlprozess. Das Ganze erfolgt durch Veräußerung der Fondsanteile. Auf die realisierten Gewinne sind Steuern zu bezahlen. Ehepaare können 1.602 € pro Jahr freistellen. Diese 1.602 € an Gewinn werden erstmal nicht versteuert. Alles darüber hinaus wird mit 25 % Abgeltungssteuer, plus Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag belegt.

Hast du ein Depot von beispielsweise 200.000 € aufgebaut und möchtest dir zu Rentenbeginn 2.000 € monatlich ausbezahlen, reicht das Geld für 100 Monate. Hinzu kommen etwaige Erträge. Hier kann man sich leider auch verschätzen. Daher solltest du vorsichtig kalkulieren. Zu beachten ist auch, dass du deine Investmentstrategie bezüglich der Risikoneigung zu Rentenbeginn vielleicht auch mal ändern musst. Diese solltest du genau kennen und wissen, warum du wo investierst.

Du solltest also beim Vermögensaufbau über Investmentdepots Fingerspitzengefühl walten lassen. Wenn es dir daran fehlt, hole dir einen erfahrenen Berater an die Seite. Dieser kann dich zum Vermögensaufbau beraten und auch zum Verbrauch des Kapitals später.

Jetzt ist deine Chance. Du hast 14 Jahre, bis zu deinem Ziel. Das ist nicht allzu viel Zeit. Somit wären wir auch beim Fazit:

Prüfe deine Zahlen und komme in Aktion. Jeder Monat, den du jetzt wartest, ist verschenkte Zeit. Ich empfehle daher, dir einen Berater auf Augenhöhe zu suchen, mit dem du ins Detail gehen und die richtige Lösung für dich bestimmen kannst.

Hast du weitere Fragen zum Thema? Dann melde dich bei mir. Hier findest du meine Kontaktdaten. Weiterhin lade ich dich herzlich ein, in meine geschlossene Facebook-Gruppe „Vermögensaufbau abseits der Masse zu kommen“. Dort können wir zu diesem und anderen Themen rund um Finanzwissen in den Dialog treten. Bist du Hörer meines Podcasts? Dann freue ich mich sehr über eine Rezension bei iTunes und natürlich deine Weiterempfehlung an Freunde und Familie. Vielen Dank,

dein Sven Stopka.

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